Gedenken an die acht Säuliämtlerinnen, die der Hexenverfolgung zum Opfer fielen
Soweit heute bekannt, wurden zwischen 1577 und 1660 auch sechs Säuliämtlerinnen als «Hexen» hingerichtet. Zwei von ihnen trugen den Vornamen Verena. Zwei weitere Frauen entgingen – trotz massiver Folter – dem Tod.
Wir möchten hier an die acht Frauen erinnern:
Margaretha Schöni, Maschwanden, † 29. Juni 1577
Tod durch das Feuer – Sie wurde Greta genannt und litt grosse Not und Hunger. Der Teufel nannte sich «Kleinbrötli» und versprach Erlösung vom Mangel.
Beischlaf mit dem Bösen, Gottesverleugnung, Schadenszauber gegen Menschen und Vieh, Wetterzauber. Wurde tags und nachts an „ungewöhnlichen Orten“ angetroffen; seit Jahren sprach man im Dorf „argwöhnisch“ über Margaretha. Keine Folter protokolliert.
Verena Kurtz, Affoltern a. A., † 11. Mai 1592
Tod durch das Feuer – Sie war verwitwet und hatte viele Kinder. Beischlaf mit dem Teufel am Albis und in anderen Wäldern, Schadenszauber gegen Menschen und Vieh, Wetterzauber. Seit längerer Zeit bezichtigte man sie als Unholdin (= «Hexe»). Angebliches Motiv: Sie klagte einen Herrn Bickel aus Affoltern an, er habe ihr ein Eheversprechen gegeben, das er nicht einhalte; das Gericht sprach ihn frei. Zuwendung zum Teufel aus Rache. Keine Folter protokolliert.
Margretha Widmer, Uerzlikon (Kappel), † 7. Juni 1592
Tod durch das Feuer – Vor 40 Jahren war sie wohnhaft in Baar, beim Holzsammeln im Wald traf sie den Teufel, der ihr Geld versprach. Sie hatte eine strenge Mutter, wegen der sie bekümmert war; daraufhin Verleugnung Gottes, Beischlaf mit dem Teufel. In den folgenden Jahren mehrmals Beischlaf. Schadenszauber gegen Menschen und Vieh. 14 Streckungen, davon 7 mit Gewichten.
Barbara Götschi (geb. Stehli), Ottenbach, † 7. Juni 1592
Tod durch das Feuer – Mutter von Verena Götschi, verheiratet. Vor 12 Jahren bot ihr der Teufel als „Beltzebock“ zwischen Lunnern und Rickenbach Geld. Beischlaf mit dem Teufel, auch hinter dem Ofen in ihrem Haus; öfters auch, wenn sie gerade „von ihrem Mann aus dem Bett aufgestanden“ war. Schadenszauber gegen Menschen und Vieh. 4 Streckungen, davon 3 mit Gewichten.
Verena Götschi, Ottenbach, † 7. Juni 1592
Tod durch das Feuer – Tochter von Barbara Götschi. Suchte im Wald bei Lunnern Holz und dachte dabei an den Hunger, den sie seit der Jugend litt. Der böse Geist erschien ihr in Gestalt einer ihr gut bekannten Mannsperson und versuchte, sie zu vergewaltigen. Kurz danach erschien er wieder, gleich aussehend, nannte sich «Luci» und versprach Geld. Beischlaf mit dem Teufel, später auch im Stall und beim Sammeln von Eicheln. Keine Folter protokolliert.
Catharina Bumann, Maschwanden, † Ende Mai 1660
Tod durch Enthaupten (danach verbrannt) – Als junge, ledige Frau Arbeit in einem Zofinger Wirtshaus, dort auf Anweisung des Teufels Hurerei. Verleugnung Gottes, Bund und Beischlaf mit dem bösen Geist. Schadenszauber gegen Menschen und Vieh. Der Untersuchungsrichter findet bei der Leibesvisitation am Oberkörper Zeichen einer «rechten bösen Hexe». Vor 36 Jahren Ritt auf einem mit einer Salbe des Teufels bestrichenen Stecken zum Hexentanz auf der Zuger Allmend. Vor sechs Wochen wieder auf der Zuger Allmend, wo der böse Geist sei. Vor 4 Jahren Verwandlung in einen Hasen. 6 Streckungen, davon 5 mit Gewichten; zusätzlich «weisse Folter» (gefesselt und mit verbundenen Augen auf einer Bretterkonstruktion sitzen müssen, „bis der Krampf durch alle Adern grossen Schmerz verursacht“).
Freisprüche:
Anna Usteri, Obermettmenstetten, 1592
6 Streckungen, davon 4 mit Gewichten.
Elsbetha Köppli, Affoltern a. A., 1592
3 Streckungen, davon 1 mit Gewichten.
Die beiden Frauen wurden im Zusammenhang mit den Anklagen gegen Margretha Widmer, Barbara Götschi und Verena Götschi inhaftiert. Sie mussten nach mehrmaliger, ergebnisloser Folter (sie gestanden nichts und bezichtigten auch keine anderen Personen) freigelassen werden.
Friede euren Seelen.
Text: Fabienne Dubs, M.A., Historikerin.
Quelle: Nach Otto Sigg, «Hexenmorde Zürichs und auf Zürcher Gebiet. Nachträge und Ergänzungen zur Dokumentation 2012», Hettlingen 2019.